
Das Robert-Koch-Forum wird nach einer aufwändigen Sanierung wieder ganz ein Ort der Wissenschaft sein. Im Nachtragshaushalt 2018/2019 hat das Land Berlin hierfür weitere Investitionen im Umfang von 42,5 Mio. Euro eingeplant. Wo einst der Nobelpreisträger Robert Koch seine Vorlesungen hielt, sollen ab Sommer 2024 gut 900 Studierende, Professorinnen, Professoren und Beschäftige der Hertie School einziehen. Die Hochschule wird damit Hauptmieterin in dem kaiserzeitlichen Bau an Dorotheen- und Wilhelmstraße in Berlin-Mitte und Nachbarin des Einstein Center Digitale Zukunft, das hier bereits seit 2017 beheimatet ist. Darüber hinaus sollen künftig von hier aus die gemeinsamen Aktivitäten der Berlin University Alliance, einem Verbund aus Freier Universität, Humboldt-Universität, Technischer Universität und der Charité-Universitätsmedizin Berlin, koordiniert werden. Am heutigen Freitag stellte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, zusammen mit dem Präsidenten der Hertie School, Prof. Dr. Henrik Enderlein, und Birgit Möhring, der Geschäftsführerin der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die Pläne für das Robert Koch Forum vor. Die landeseigene BIM führt die Sanierung durch.
Michael Müller, der Regierende Bürgermeister von Berlin und Senator für Wissenschaft und Forschung erklärt die mit der Sanierung verbunden Ziele: „Lange befand sich dieses wunderbare Gebäude im Herzen unserer Stadt in einem Dornröschenschlaf. Das-Robert-Koch-Forum soll wieder zu einem zentralen Ort der Wissenschaft in Berlin werden und den Dialog mit der Stadtgesellschaft fördern. Zusammen mit der Hertie School, dem Einstein Center Digitale Zukunft und den Berliner Universitäten entsteht hier eine Hausgemeinschaft, die wunderbar zu diesem Anspruch passt. Die Investitionssummen machen es deutlich: Es ist keine Pinselsanierung, sondern eine aufwendige Maßnahme, die sowohl dem historischen Erbe als auch den Anforderungen moderner Lehre und Forschung gerecht werden muss. Es ist ein weiteres Beispiel für unsere Milliardeninvestitionen am Wissenschaftsstandort Berlin.“
„Als internationale Universität mit Absolventen aus mehr als 95 Ländern will die Hertie School ihr Profil als führende Hochschule für gute Regierungsführung und moderne Staatlichkeit in Europa weiter stärken. Das geht nur in Berlin. Wir freuen uns sehr und sind dankbar, dass der Regierende Bürgermeister und der Berliner Senat dieses Ziel unterstützen. Gemeinsam mit weiteren exzellenten Institutionen werden wir das Robert-Koch-Forum nicht nur als Ort der Wissenschaft, sondern als Ort der Debatte auch für die Berlinerinnen und Berliner öffnen,“ sagt Präsident Henrik Enderlein.
Von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung vor 15 Jahren gegründet, ist die ebenfalls gemeinnützige und privat finanzierte Hertie School in den letzten Jahren stetig gewachsen. Aktuell entstehen unter anderem fünf neue wissenschaftliche Kompetenzzentren zu den Themenbereichen internationale Sicherheitspolitik, EU-Governance, Grundrechte, digitale Governance sowie wirtschaftliche Nachhaltigkeit.
Für diese Pläne bietet das Quartier 110 auf Höhe des Gendarmenmarktes an der Friedrichstraße, das seit 2008 Sitz der Hertie School ist, nicht genügend Raum. „Das Nutzungskonzept des Robert-Koch-Forums umfasst unter anderem gut 25 Seminarräume, eine Bibliothek mit 80 Plätzen, die zwei vorhandenen historischen Hörsäle sowie einen neuen variablen Veranstaltungssaal mit 300 Plätzen. Mit unserem Studienbetrieb und mit unseren vielfältigen öffentlichen Veranstaltungen werden wir das historische Gebäude mit seinen reizvollen Räumen und Sälen, Gängen und Treppenhäusern mit Leben erfüllen“, erklärt Axel Baisch, Managing Director der Hertie School.
Zu den Sanierungsmaßnahmen erklärt Birgit Möhring, Geschäftsführerin der BIM: „Wir sanieren das denkmalgeschützte Robert-Koch-Forum in enger Abstimmung mit der Hertie School. In dem Gebäude werden sich am Ende historische Zeugnisse und die modernen Anforderungen der Hertie School vereinen. Dieser partizipative Bauprozess wird am Ende einen großen Mehrwert für die Immobilie und die Öffentlichkeit bieten. Die Hertie School wird etwa zwei Drittel der 12.000 m² beziehen.“
Fotos des Robert-Koch-Forums können Sie in Kürze hier abrufen.
Kontakt
Matthias Kuder, Pressesprecher
Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung
Tel: 030-9026-5010
Email: matthias.kuder@wissenschaft.berlin.de
Regine Kreitz, Director Communications
Hertie School
Tel.: 030-259219-113
Email: pressoffice@hertie-school.org
Johanna Steinke, Leiterin Kommunikation und Marketing
BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH
Tel: 030-90166-1683
Email: johanna.steinke@bim-berlin.de
Geschichte des Robert-Koch-Forums
Der heute als Robert-Koch-Forum bekannte Gebäudekomplex gehört zu den größten Institutsneubauten des Kaiserreichs. Der Komplex für die naturwissenschaftlichen, medizinischen und technischen Institute der Friedrich-Wilhelms-Universität (heutige Humboldt-Universität) nimmt das gesamte trapezförmige Gelände zwischen Dorotheenstraße und Reichstagufer ein. Er wurde in den Jahren 1873 – 83 auf Initiative des Physikers Hermann von Helmholtz errichtet. Paul Spieker, der Architekt der Universitätsbibliothek, fertigte die Baupläne. Mitarbeiter und Bauleiter waren K.A.F Zastrau und die Bauinspektoren Hellwig und Kleinwächter. 1873 – 77 entstanden das Physiologische Institut an der Dorotheenstraße 96, der große Hörsaal im Zentrum des Gebäudes sowie die Direktorenwohnungen an der südwestlichen Ecke.
Die Bauten des Physikalischen Instituts am Reichstagufer Ecke Wilhelmstraße, 1878 fertig gestellt, wurden im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und nach 1955 abgetragen. Heute befindet sich an dieser Stelle das Hauptstadtstudio der ARD. In einer zweiten Bauphase 1879 – 83 entstand das Pharmakologische Institut an der Dorotheen-/Ecke Bunsenstraße und die Institute an der Bunsenstraße. Weiterer Raumbedarf nach 1900 erforderte die Aufstockung der ursprünglich zwei- bis dreigeschossigen Bauten. Den Erweiterungsbau für das Chemische Institut in der Bunsenstraße hat der Architekt Georg Thür 1907 – 08 den Bauten von 1883 architektonisch angepasst. Verteilt auf die angeführten Straßen entstanden das Physiologische Institut, Direktoren¬wohnungen, das Pharmakologische Institut und in einem späteren Erweiterungsbau das Chemische Institut.
Das heute an der Dorotheenstraße und teilweise an der Bunsenstraße sichtbare Attikageschoß wurde ebenfalls nachträglich hinzugefügt.
Der Gebäudeteil Dorotheenstraße 94,96 wurde von mehreren Charité-Institutionen genutzt. So waren dort u.a. das Institut für Mikrobiologie und Hygiene und das Institut für Pharmakologische Toxikologie untergebracht.
Die Bezeichnung Robert-Koch-Forum erhielt das Gebäude in Würdigung der Verdienste Professor Robert Kochs, der bis 1891 erster Direktor des damaligen Hygieneinstituts der Friedrich-Wilhelms-Universität war. Am 24. März 1882 hielt Professor Robert Koch in der Institutsbibliothek seinen bahnbrechenden Vortrag über die Entstehung der Tuberkulose. Für
seine Arbeiten zu diesem Thema wurde er im Jahr 1905 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. In Erinnerung an diesen Vortrag begeht die Weltgesundheitsorganisation am 24. März jedes Jahres den Welttuberkulosetag.
Der gesamte Gebäudekomplex befindet sich im sogenannten SODA (Sondervermögen für Daseinsvorsorge). Der Gebäudeteil Wilhelmstraße 67 beherbergt heute das Einstein Center Digital Future.
Ab 2019 wird das Gebäude im Auftrag des Berliner Senats von der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH saniert. Es soll ein Ort der Wissenschaft im Herzen Berlins werden. 2022 ist der Einzug der Hertie School als Hauptmieterin geplant. Auch die Geschäftsstelle der Berlin University Alliance soll hier ihren Sitz haben.
Kurzinformation: Hertie School
Profil: Die Hertie School in Berlin bereitet herausragend qualifizierte junge Menschen auf Führungsaufgaben im öffentlichen Bereich, in der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft vor. Sie bietet Masterstudiengänge, Executive Education und Doktorandenprogramme an. Als universitäre Hochschule mit interdisziplinärer und praxisorientierter Lehre, hochklassiger Forschung und einem weltweiten Netzwerk setzt sich die Hertie School auch in der öffentlichen Debatte für „Good Governance“ und moderne Staatlichkeit ein. Die Hertie School wurde 2003 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gegründet und wird seither maßgeblich von ihr getragen. Sie ist staatlich anerkannt und vom Wissenschaftsrat akkreditiert.
2005 nahmen die ersten 30 Studierenden aus 18 Ländern ihr Studium zum Master of Public Policy an der Hertie School auf. 2018/19 streben 605 Studierende ihren Abschluss in einem der drei Masterstudiengänge oder ihre Promotion im Doktorandenprogramm der Hertie School an. Die Zahl der Professoren wuchs von sieben auf heute 34.
Gründungsidee: Was heißt und wie gelingt gutes Regieren im 21. Jahrhundert? Wie lassen sich drängende öffentliche Probleme lösen? Das sind Leitfragen der Hertie School in Lehre und Forschung. Als Orientierungs- und Qualitätsmaßstab bei der Gründung diente das US-amerikanische Modell der Public Policy School und der Professional School – auf den europäischen Kontext übertragen. Drei Prinzipien kennzeichnen die Hertie School: 1. Interdisziplinarität: eine Fakultät vereint Politik-, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, 2. Intersektoralität: gesellschaftliche Handlungszusammenhänge beinhalten nicht nur den Staat als Akteur, sondern auch Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft. 3. Internationalität: betrifft sowohl die thematische Orientierung in Lehre und Forschung als auch die Zusammensetzung der Studierenden, der Professorenschaft und der Mitarbeiter. Lehr- und Arbeitssprache der Hertie School ist Englisch.
Wachstum ab 2018/19: In den kommenden fünf Jahren wird die Hertie School insbesondere ihre Forschung weiter ausbauen. Derzeit entstehen fünf Kompetenzzentren zu den Themen digitale Governance, internationale Sicherheitspolitik, EU-Governance, wirtschaftlicher Nachhaltigkeit sowie Grundrechten. An einem neuen Data Lab werden die datengestützten Methoden der Sozialforschung und Politikberatung vorangetrieben.
Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung sieht dafür in den nächsten fünf Jahre 17,5 Mio. Euro zusätzlich zu ihrem bisher geplanten Engagement vor. Damit erhöht der Stiftung ihre Förderung um mehr als die Hälfte.
Präsident: Der Wirtschafts- und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Henrik Enderlein ist seit September 2018 Präsident der Hertie School in Berlin. Enderlein ist seit 2005 Professor of Political Economy an der Hertie School. Er ist zudem Direktor des Think-Tanks Jacques Delors Institut – Berlin, den er für die Hertie School 2014 gemeinsam mit dem Jacques Delors Institut in Paris gegründet hat.
Sitz: Gründungssitz der Hertie School war das Staatsratsgebäude. 2008 zog die expandierende Hochschule um ins Quartier 110, Friedrichstraße 180. Im Sommer 2022 soll der Umzug in das Robert-Koch-Forum (Dorotheenstraße 94-96/Bunsenstraße) erfolgen.
Entwicklung
2003: Am 3. Dezember verkündet der Vorstandsvorsitzende der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung Dr. Michael Endres die Gründung der Hertie School mit einem Startkapital von 26,5 Mio. Euro. Gründungsdekan ist Prof. Dr. Michael Zürn vom WZB. Vorsitzender des Kuratoriums Kurt Biedenkopf. Sitz der Hochschule ist das Staatsratsgebäude, wo ungefähr zeitgleich und in enger Abstimmung auch die European School for Management and Technology (ESMT Berlin) eröffnet wird.
2005: Die Lehrtätigkeit der Hertie School mit einer Fakultät von sieben Professoren konzentriert sich anfangs auf Executive Education. Im September 2005 wird der Master of Public Policy (MPP) mit 30 Studierenden aus 18 Ländern eröffnet.
2006: Austausch- und Partnerschaftsabkommen werden mit der London School of Economics and Political Science (LSE), der Columbia University in New York sowie Sciences Po in Paris geschlossen. Heute umfasst das Netzwerk knapp 30 Partnerhochschulen auf allen Kontinenten. Die Hertie School ist außerdem Mitglied im Global Public Policy Network (GPPN), einem Zusammenschluss der führenden Public Policy Schools.
2008: Umzug ins Quartier 110, Friedrichstraße 180. Eröffnung des Studienprogramms Executive Master of Public Administration.
2009: Prof. Dr. Helmut K. Anheier wird Dekan (später Präsident) der Hertie School. Der Soziologe hat einen Lehrstuhl in Heidelberg, zuvor war er an der University of California, Los Angeles (UCLA) sowie an der LSE tätig.
2011/12: Auf Empfehlung des Wissenschaftsrats erhält die Hertie School das Promotionsrecht und eröffnet ihr Promotionsprogramm – mit heute 60 Doktoranden.
2015: Mit dem Master of International Affairs (MIA) startet die Hertie School ihren dritten Masterstudiengang.
2017: Der Wissenschaftsrat reakkreditiert die Hertie School als Institution für die maximal mögliche Dauer von zehn Jahren, das Promotionsrechts wird für fünf Jahre reakkreditiert.
2018: Im September wird Prof Dr. Henrik Enderlein Präsident der Hertie School.
Kerndaten 2018/19
Geschäftsführung: Prof. Dr. Henrik Enderlein, Dr. Axel Baisch
Vorsitzender des Aufsichtsrats: Bernd Knobloch
Vorsitzender des Kuratoriums: Frank Mattern
Professoren: 34
Mitarbeiter: 211
Studierende: 605
Alumni: mehr als 1500 aus 95 Ländern. Absolventen der Hertie School arbeiten im öffentlichen Sektor und internationalen Organisationen (35%), in der Privatwirtschaft (35%), in der Wissenschaft und Think Tanks (17%) sowie in NGOs und Stiftungen (13%).
Umsatz: 16,1 Mio Euro, davon 9,6 Mio Euro aus Zuwendungen