Hintergrund
Empirische Studien zeigen, dass die Förderung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe darstellt. Dabei kommt den Gesundheitsprofessionen/-berufen, speziell Ärzt:innen und Pflegefachpersonen, hohe Bedeutung zu. Sie sind nach wie vor erste Anlaufstelle bei Gesundheits- und Krankheitsfragen und stellen eine wichtige Informationsquelle dar.
Um die Gesundheitskompetenz zu stärken, müssen die Gesundheitsprofessionen in der Lage sein, gesundheitsbezogenes Fachwissen und entsprechende Informationen so aufzubereiten, zu vermitteln und zu kommunizieren, dass diese von ihren Patient:innen verstanden, eingeschätzt und genutzt werden können. Ziel ist es dabei, gemeinsam zu informierten Entscheidungen bei Fragen zur Krankheitsbewältigung, Versorgung oder zur Gesundheitserhaltung und -förderung zu gelangen, aber auch, um Patient:innen zum souveränen Umgang mit Informationen zu befähigen. Neben diesen edukativen und kommunikativen Fähigkeiten benötigen Gesundheitsprofessionen ausreichende Kompetenz zum eigenen Informations- und Wissensmanagement. Inwieweit die Gesundheitsprofessionen/-berufe über diese Fähigkeiten – oder anders formuliert, über professionelle Gesundheitskompetenz – verfügen, ist eine offene Frage.
Zielsetzung und Vorgehen
Hier setzt das Projekt „Professionelle Gesundheitskompetenz von ausgewählten Gesundheitsberufen (PROF-GK-DE)“ an. Das Projekt startete im Januar 2022 und wird an der Hertie School und Universität Bielefeld in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gesundheitswissen durchgeführt. In einer Online-Erhebung wurden insgesamt über 900 Ärzt:innen und Pflegefachpersonen in Deutschland befragt. Ziel dieser Piloterhebung war es, mehr darüber zu erfahren, wie leicht oder herausfordernd sie a) den eigenen Umgang mit Information und Wissen einschätzen, b) wie schwierig sie es beurteilen, Informationen und Wissen an Patient:innen zu vermitteln, und c) patientenzentriert mit ihnen zu kommunizieren.
Dazu wurde in Kooperation mit Wissenschaftler:innen der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) und der Careum Stiftung (Schweiz) ein neues Konzept und ein darauf basierendes Erhebungsinstrument zur professionellen Gesundheitskompetenz entwickelt. Anschließend wurde es erstmals in den drei DACH-Ländern bei ausgewählten Gesundheitsprofessionen und -berufen in einer Piloterhebung eingesetzt. Die damit erhobenen Daten sollen ermöglichen, Ansatzpunkte für die Interventionsentwicklung zur Förderung von Gesundheitskompetenz durch die Gesundheitsprofessionen aufzeigen.
Publikationen und Vorträge
Die Ergebnisse der Studie liegen nun vor. Insgesamt schätzen die befragten Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegefachpersonen ihre Fähigkeiten zur Förderung von Gesundheitskompetenz recht positiv ein. Gleichzeitig geben die Ergebnisse Einblick in bestehende Schwierigkeiten und weisen auf Optimierungsbedarf. Dies trifft etwa auf den Umgang mit statistischen Befunden, aber auch auf die Beurteilung und Einschätzung wissenschaftlicher Ergebnisse zu. Zwischen 15 % und 24 % der Befragten bewerten diese Aufgaben als herausfordernd. Auch Aufgaben im Bereich der systematischen, patientenzentrierten Informationsvermittlung fallen schwer. Der aktuell wichtige Bereich professioneller digitaler Gesundheitskompetenz, Patientinnen und Patienten also dabei zu unterstützen, mit digitalen Informationen umzugehen, zeigt das größte Verbesserungspotential.
Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit, auch die professionelle Gesundheitskompetenz zu stärken. Sie liefern zudem zahlreiche Hinweise dafür, wo dabei anzusetzen ist. Sollen die Gesundheitsprofessionen die ihnen zugedachte Rolle bei der Förderung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung kompetent ausfüllen, ist empfehlenswert, diese aufzugreifen.
Den Bericht mit den detaillierten Ergebnissen der Studie können Sie hier herunterladen.
Wenn Sie interessiert sind an den Ergebnissen der zeitgleich durchgeführten Länderstudien in Österreich und der Schweiz, finden Sie die jeweiligen Berichte auf den Seiten der Partnerinstitutionen Österreichischen Plattform Gesundheitskompetenz und des Careum in Zürich.
Weitere Publikationen
Working Group on Professional Health Literacy (Schaeffer, D./De Gani, S./Griebler, R./Griese, L./Haarmann, A. Jacks, R.) (2022): Health literacy in health professionals – conceptualising and piloting a new measuring instrument, European Journal of Public Health, Volume 32, Issue Supplement 3, October 2022, ckac129.661, https://doi.org/10.1093/eurpub/ckac129.661.
Veranstaltungen
Auf dem Forum Gesundheitskompetenz 2023 (20. Juni 2023 in Berlin) wurden die Ergebnisse zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.
Mitglieder des Projektteams haben die Ergebnisse der Studie auch auf verschiedenen Konferenzen weiteren Gelegenheiten präsentiert. Hier sind u.a. die gemeinsame Tagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention e. V. (DGSMP), Deutschen Netzwerks Gesundheitskompetenz e. V. (DNGK) und des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz (NAP) (30. August--01. September 2023 in Hannover), die "International Conference on Health Promoting Hospitals and Health Services" (20.-22. September 2023 in Wien) sowie der "Deutschen Kongress für Versorgungsforschung" (4.-6. Oktober 2023 in Berlin) zu nennen.
Die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung (bvpg) hat einen zusammenfassenden Artikel zu den Ergebnissen der Studie verfasst, der hier zu finden ist: "Erste Studie zur professionellen Gesundheitskompetenz".
Projektlaufzeit
Januar 2022 – November 2023
Partner
Hertie School Berlin
Friedrichstraße 180
10117 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 259 219 180
E-Mail: haarmann[at]hertie-school[dot]org
https://www.hertie-school.org/en/
Bielefeld University
Universitätsstraße 25
33615 Bielefeld
Tel.: +49 (0) 30 259 219 393
E-Mail: lennert.griese[at]uni-bielefeld[dot]de
https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/izgk/
Stiftung Gesundheitswissen
Friedrichstraße 134
10117 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 41 95 492 -0 Fax: +49 (0) 30 41 95 492 -99
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