Politische Vielfalt fördern
Das Projekt „Beruf:Politik“ der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und der Hertie School zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig der Einstieg in die Politik sein kann und dass politisches Engagement Menschen aus den unterschiedlichsten Lebensrealitäten betrifft. Mit einem besonderen Fokus auf unterrepräsentierte Gruppen bietet das Programm gezielte Workshops, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern den Teilnehmenden konkrete Wege aufzeigen, wie sie ihre politischen Ambitionen verwirklichen können. Die jüngsten Workshops widmeten sich Themen, die politisch engagierte Menschen am Anfang ihrer Karriere beschäftigen, und boten Raum für intensiven Austausch, praxisnahe Trainings und wertvolle Kontakte.
November 2024: "U30 und Politik"
Im November 2024 fand an der Hertie School in Berlin erneut ein Workshop statt, der sich an 20 junge Erwachsene unter 30 Jahren richtete. Die Teilnehmenden setzten sich intensiv mit den Voraussetzungen und Möglichkeiten eines politischen Engagements auseinander. Das Programm umfasste praxisorientierte Einheiten zu Kampagnenarbeit, politischer Rhetorik und strategischem Netzwerken. Zudem wurden erneut Strategien zum Umgang mit digitaler Anfeindung vermittelt. Persönliche Einblicke in die politische Praxis gaben Hakan Demir (MdB), Luca Piwodda (jüngster Bürgermeister Brandenburgs) und Laura Staudacher (stellv. Pressesprecherin d. FDP-Bundestagsfraktion). Der Workshop bot den Teilnehmenden wertvolle Impulse für ihren möglichen Einstieg in die Politik bzw. für ihren weiteren politischen Werdegang.

Mai 2024: "U30 und Politik"
Im Mai 2024 der Workshop „U30 und Politik“ statt, bei dem 19 junge Erwachsene die Möglichkeit erhielten, sich intensiv mit den Herausforderungen und Chancen auseinanderzusetzen, die der Einstieg in die Politik in jungen Jahren mit sich bringt. In einem Umfeld, in dem Medienkompetenz und politische Kommunikation immer bedeutender werden, erlernten die Teilnehmenden, wie sie ihre Botschaften wirksam platzieren und gleichzeitig mit dem wachsenden Druck der Öffentlichkeit umgehen können. Besonders beeindruckend war der offene Austausch mit der ehemaligen Parteivorsitzenden der Linken, Katja Kipping, die ihre Erfahrungen und Ratschläge aus ihrer politischen Karriere teilte. Ein Besuch der Feierlichkeiten zum 75. Jubiläum des Grundgesetzes im Regierungsviertel ließen die Bedeutung des politischen Engagements für die Demokratie spürbar werden.

Dezember 2023: "Kommunalpolitik in Ostdeutschland"
Im Dezember 2023 fand der Workshop zur Kommunalpolitik in Ostdeutschland statt. Die Teilnehmenden erhielten praxisnahe Einblicke in kommunalpolitische Abläufe und setzten sich intensiv mit den aktuellen Herausforderungen der Region auseinander, insbesondere dem wachsenden Einfluss rechter Strömungen. Im Austausch mit Laura Staudacher, Stellvertretende Pressesprecherin der FDP-Bundestagsfraktion und Gründerin von „Junge Lausitz“, sowie dem Politikwissenschaftler Dr. Benjamin Höhne wurden der gesellschaftliche Wandel und die veränderte Parteienlandschaft diskutiert. Dabei ging es auch um Strategien, um erstarkendem Extremismus entgegenzuwirken. Ein Praxisgespräch mit Dr. Silvia Ristow, Oberbürgermeisterin von Bernburg (Saale), und Harald Prause-Kosubek, Stadtrat der Großen Kreisstadt Niesky, beleuchtete die realen Anforderungen des politischen Alltags auf kommunaler Ebene.
Ein besonderes Highlight war zudem die Teilnahme am II. Demokratiekongress der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, der in Frankfurt am Main, dem Hauptsitz der Stiftung, stattfand. Hier wurden Themen wie die Nachwuchsproblematik und die Rolle der Zivilgesellschaft in der Kommunalpolitik erörtert. Der Kongress bot den Teilnehmenden eine wertvolle Gelegenheit, Netzwerke zu knüpfen und neue Impulse für ihr politisches Engagement zu sammeln.


Oktober 2023: "Migrationshintergrund und Politik"
Auch der Workshop im Oktober 2023, der sich auf Menschen mit Migrationshintergrund konzentrierte, brachte eindrucksvoll zum Ausdruck, wie wichtig es ist, dass politische Repräsentation die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegelt. Hier versammelten sich 16 hochmotivierte Teilnehmende, die darüber nachdenken, politisch aktiv zu werden. Themen wie die Bedeutung von Repräsentation und der Schutz vor digitaler Anfeindung standen im Vordergrund. Die Teilnehmenden tauschten sich nicht nur untereinander aus, sondern konnten von den Erfahrungen von Hakan Demir, Bundestagsabgeordneter und selbst mit Migrationsgeschichte, profitieren. Der Dialog mit ihm verdeutlichte, dass politische Karrieren oft von persönlichen Hürden, aber auch von gesellschaftlicher Unterstützung und Netzwerken geprägt sind. Dieser Workshop betonte die Bedeutung einer Politik, die nicht isoliert im Elfenbeinturm stattfindet, sondern die Diversität der Bevölkerung widerspiegelt.


März 2023: "Alleinerziehende in der Politik“
Ein weiteres Highlight des Projekts „Beruf:Politik“ war der Workshop zum Thema „Alleinerziehende in der Politik“. Gerade diese Gruppe steht oft vor besonderen strukturellen Hindernissen, wenn es darum geht, politisches Engagement mit den Anforderungen des Alltags zu vereinbaren. 15 beeindruckende Frauen, die sowohl Kinder erziehen als auch beruflich engagiert sind, nahmen an diesem zweitägigen Workshop teil. Die Teilnehmenden erhielten wertvolle Tipps und Strategien, wie sie trotz ihrer besonderen Lebenssituation in der Politik Fuß fassen können, und wurden auch von prominenten Politikerinnen inspiriert. Besonders Ricarda Lang, Parteivorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, sprach sehr offen über ihre eigenen Erfahrungen als Kind einer alleinerziehenden Mutter und betonte die Bedeutung von gesellschaftlicher Unterstützung für diese Gruppe. Der Workshop bot den Teilnehmenden eine Plattform für Austausch und Vernetzung und unterstrich, dass politisches Engagement und familiäre Verantwortung nicht nur vereinbar sein sollten, sondern es auch gezielt ermöglicht werden muss.


Politisches Engagement als dynamischer Prozess: Vielfalt stärken, Teilhabe fördern
In all diesen Workshops wurde deutlich, dass politisches Engagement keine Einbahnstraße ist, sondern eine ständige Weiterentwicklung und Anpassung an die jeweiligen Lebensrealitäten der Beteiligten erfordert. Ob jung, mit Migrationsgeschichte, alleinerziehend oder in strukturschwachen Regionen wohnhaft – jede Gruppe bringt ihre eigenen Perspektiven und Herausforderungen mit, die in der politischen Arbeit berücksichtigt und aktiv gefördert werden sollten. „Beruf:Politik“ setzt hier an und bietet den Teilnehmenden nicht nur theoretische Einblicke, sondern vor allem praxisnahe Unterstützung, um ihnen den Einstieg in die Politik zu erleichtern.
Das Engagement der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und der Hertie School Executive Education zeigt: Politische Teilhabe ist keine Frage von Privilegien, sondern sollte jeder Person offenstehen. Die bisherigen Workshops haben dies eindrucksvoll bewiesen und den Teilnehmenden nicht nur Mut gemacht, sondern auch konkrete Werkzeuge an die Hand gegeben, um ihre politischen Ziele zu verfolgen. Mit Blick auf die Zukunft ist klar: Weitere Gruppen werden folgen, die ermutigt und befähigt werden, sich in die politische Landschaft einzubringen und ihre Stimmen hörbar zu machen. Nur so kann eine Politik entstehen, die die Vielfalt unserer Gesellschaft in ihrer ganzen Breite widerspiegelt. Denn nur wer mitmacht, kann verändern.